Die Story von Senta, Mentorin
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Ich heisse Senta Walker-Nederkoorn, wohne in Bürglen, befasste mich während meiner Studienzeit mit Heilpädagogik, Germanistik und Theaterspielen. Später habe ich mit meinem Mann und unseren drei jetzt erwachsenen Mädchen als diplomatische Begleitperson im Ausland gewohnt und gearbeitet.
Seit vielen Jahren beschäftigt mich das Thema Heimat. Was gehört dazu, um an einem Ort heimisch zu sein, anzukommen? Persönlich war mir in den Gastländern, wo ich während der vergangenen dreissig Jahre gelebt habe, das Interesse an den Menschen und Kulturen wichtig. Über das Lernen der Landessprache, begleitet von engagierten Lehrerinnen, fiel es mir jeweils leichter, die Gefühle von Fremdsein, Einsamkeit und Verlorensein im Unbekannten auszuhalten und eine tragende Beziehung zu einem Land und seinen Menschen aufzubauen. Diese interkulturelle Erfahrung hat mich nach unserer Pensionierung veranlasst, mich bei der Association Equilibre als Mentorin zu melden.
Der Gedanke, Frauen mit Fluchthintergrund während ihrer Berufslehrzeit zu unterstützen, einen Teil zu ihrer Integration und damit zu ihrer (auch finanziellen) Selbständigkeit beizutragen, fasziniert mich. Die Arbeit als Mentorin sehe ich als ein Dankeschön an all jene Menschen, die mich an neuen, mir fremden Orten aufgenommen und begleitet haben. Sie haben die Welt menschlicher gemacht. Dies tut, in grossartiger Weise, auch die Association Equilibre mit ihren Projekten.
An einem Vormittag pro Woche unterstütze ich eine Mitarbeiterin von KoKoTé beim Unterrichten von Material- und Branchenkunde. Wir schauen uns mit den drei Lernenden ihre während des vergangenen Schultages gemachten Notizen an. Der Lehrstoff wird zusammengefasst, sprachlich vereinfacht, das Verständnis der Inhalte im grösseren Zusammenhang herausgearbeitet. Begriffe werden erklärt, Tabellen und Skizzen besprochen, Prüfungen vor- und nachbereitet. Dabei geht es sehr ebenerdig und kreativ zu. Wir lernen voneinander. Jede von uns hat ihren Hintergrund, der die Sicht auf die Welt prägt. Das gemeinsame Lernen im vertrauten Kreis öffnet die verschiedenen Blickwinkel. Einander zuhören und einander verstehen wird so eher möglich. Es ist immer wieder schön, wenn ein Augenpaar aufleuchtet: «Ahaa, jetzt habe ich verstanden!»
1 Kommentar
Liebe Senta
Deine feinabgestimmte Wortwahl und Dein Können, Erlebtes, Erfahrungen und Begegnungen in einen wunderbaren Kontext zu bringen, lassen mich als Leserin tief berührt teilnehmen.
Soziales Miteinander und Füreinander sind es,
die unser Leben schlussendlich lebens- und liebenswert machen. Die Hoffnung scheint mir immer berechtigt. „Ah, so geht das!“
Schön, dass ich diese Gedanken mit Euch Leserinnen und Lesern teilen darf.
Deine Schwester Gerda